Sonntag, 17. August 2008

Friedensgeschichten

In einem überfüllten Eisenbahnabteil sitzt der psychisch und physisch ausgelaugte Gefreite der deutschen Wehrmacht, Werner Rott. Zwei Tage und Nächte hat er nicht geschlafen. Doch die Angst vor der Gestapo hält ihn wach: Er hat eine Botschaft in der Tasche, die helfen soll, den Wahnsinn zu beenden. «Zehntausend solcher Kuriere wie mich», denkt er voller Hoffnung, «und morgen ist der Krieg zu Ende.»

Sie haben den Kurier alias Alfred Andersch nicht erwischt, damals an der Heimatfront, eine der drei frühen Erzählungen dieses ‹alten› neuen Buches. Zwar saß die Gefahr in der Person einer professionellen Denunziantin ihm gegenüber im selben Abteil, doch die hatte die Nase voll von ihrem widerwärtigen Job.

Ein Kämpfer ist Andersch bis zu seinem Tod 1980 geblieben. So ehrlich und gradlinig wie seine Überzeugung ist auch die Sprache des Buches. Diese Friedensgeschichten sind als Handbuch geeignet — wider die Argumente der rasselnden Säbel.

Alfred Andersch
Flucht In Etrurien. Frühe Erzählungen
Diogenes, Zürich 1981

Vorwärts Nr. 47, 12. November 1981, S. 30

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